Hier wird Geschichte geschrieben

Bruna Müller aus Schafisheim war schon während ihrer Berufstätigkeit freiwillig engagiert. Um noch mehr Zeit für Projekte zu haben, die ihr am Herzen liegen, hat sie sich vor drei Jahren vorzeitig pensionieren lassen. Mit Begeisterung erzählt sie von ihren Einsätzen für die Kantonsarchäologie.

 

 

Was waren die Beweggründe für Ihr Engagement?

Neben der Unterstützung und Begleitung meines Vaters zu Hause wollte ich meine Zeit gezielt einsetzen. Ein Engagement habe ich im Kunstmuseum Aarau. Geschichte hat mich aber auch schon immer interessiert und Archäologie ist eine wichtige Ergänzung zu Schriftstücken. Ich erachte das kulturelle Erbe als sehr bedeutend für die Gesellschaft, denn es stiftet Identität. Laien ist der Zugang zur Archäologie normalerweise nicht gegeben. Es ist aussergewöhnlich, daran teilhaben zu können. Daher habe ich mich bei der Kantonsarchäologie gemeldet.

Wie ging es dann weiter?

Beim Vorstellungsgespräch wurden mir die Möglichkeiten präsentiert: Zum einen die archäologische Untersuchung in Form des jährlichen Feldkurses, der drei bis vier Wochen dauert. Hier lernt man das Grabungshandwerk und wendet es auch direkt an. Zum anderen die Rolle als Gastgeberin bei Vermittlungsanlässen der Kantonsarchäologie, wo man mitorganisiert, kreative Ideen einbringt und vor Ort den Gästen das kulturelle Erbe näher bringt.
Mich haben beide Bereiche gepackt! Ein gutes Beispiel dafür sind die Europäischen Denkmaltage, an denen wir dieses Jahr in Seengen eine Pfahlbauer Bäckerei betrieben haben. Das klingt sehr vielseitig!

Können Sie uns den Feldkurs noch genauer beschreiben?

Neben dem Handabtrag mit Pickel und Schaufel lernt man im Feldkurs mit technologischen Komponenten wie Georadar, Geoelektrik und Kartierung umzugehen. Man zeichnet und fotografiert, reinigt, beschriftet, digitalisiert und tauscht sich mit den Fachleuten aus. Unsere Vorarbeiten ermöglichen der Kantonsarchäologie eine bessere Planung bei einem künftigen Bauprojekt. Man lernt als Freiwillige ständig Neues zur Vergangenheit der eigenen Kultur und erfährt Sachen, die bisher nicht öffentlich zugänglich waren. Passend zur jeweiligen Thematik werden auch Museen besucht. Es handelt sich bei den Einsätzen also nicht nur um körperliche Arbeit – auch das geistige Wissen wird stetig erweitert.

Was ist Ihr Lohn für die Einsätze?

Dass ich einen Beitrag zur Erhaltung des Kulturerbes im Kanton leisten kann und gleichzeitig meinen Horizont erweitere. Es macht mich glücklich so viele Arbeiten zu lernen, kleine Puzzleteile zusammenzutragen und dabei das grosse Vertrauen der Kantonsarchäologie zu spüren. Zudem komme ich mit Leuten zusammen, die gleiche Interessen teilen, obwohl man aus ganz unter schiedlichen Gebieten kommt. So entstehen Freundschaften. Oder wenn ich sehe, dass eine Veranstaltung gelungen ist, die Freude der Besucher:innen in deren Gesichtern sehe, dann schwappt das auf mich über – die Gespräche und Kontakte mit den Gästen geben mir sehr viel! 

Dieses Interview ist in unserer aktuellen Ausgabe der benevol Nachrichten erschienen. Hier können Sie die ganze Ausgabe lesen.